Oll Rinkrank
Das Original Märchen
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5 Minuten



König gibt Tochter jenem zur Frau, der über Glasberg läuft. Sie geht mit, bricht im Berg ein, muss dort altem Mann dienen, bis sie ihn überlistet. Heiratet.

Es war einmal ein König, der hatte eine Tochter, und er ließ einen gläsernen Berg machen und sagte, wer ihn überqueren könne, ohne hinunterzufallen, solle seine Tochter zur Frau bekommen. Da gab es einen, der die Tochter des Königs liebte, und er fragte den König, ob er sie haben könne. "Ja", sagte der König, "wenn du den Berg überqueren kannst, ohne zu fallen, sollst du sie haben." Und die Prinzessin sagte, sie wolle mit ihm über den Berg gehen und ihn festhalten, wenn er zu stürzen drohte. Als sie die Hälfte des Weges zurückgelegt hatten, rutschte die Prinzessin aus und fiel hin, und der gläserne Berg öffnete sich und schloss sie ein, und ihr Verlobter konnte nicht sehen, wohin sie gegangen war, denn der Berg schloss sich sofort. Da weinte und jammerte er sehr, und auch der König war unglücklich und ließ den Berg aufbrechen, wo sie sich verirrt hatte, und dachte, er könne sie wieder herausholen, aber sie konnten die Stelle nicht finden, in die sie gefallen war. Inzwischen war die Königstochter ganz tief in die Erde in eine große Höhle gefallen. Ein alter Mann mit einem sehr langen grauen Bart kam ihr entgegen und sagte ihr, wenn sie seine Dienerin sei und alles tue, was er ihr auftrage, könne sie leben, wenn nicht, werde er sie töten. Also tat sie alles, was er ihr auftrug. Morgens holte er seine Leiter aus der Tasche, stellte sie an den Berg und stieg mit ihrer Hilfe auf den Gipfel, und dann zog er die Leiter hinter sich her. Die Prinzessin musste ihm das Essen kochen, das Bett machen und alle seine Arbeiten verrichten, und wenn er wieder nach Hause kam, brachte er immer einen Haufen Gold und Silber mit. Als sie viele Jahre bei ihm gelebt hatte und ziemlich alt geworden war, nannte er sie Mutter Mansrot, und sie musste ihn Old Rinkrank nennen. Als er einmal aus war und sie sein Bett gemacht und sein Geschirr gespült hatte, schloss sie alle Türen und Fenster fest zu, nur ein kleines Fenster, durch das das Licht hereinschien, ließ sie offen. Als der alte Rinkrank nach Hause kam, klopfte er an die Tür und rief: "Mutter Mansrot, mach mir die Tür auf." "Nein", sagte sie, "alter Rinkrank, ich werde dir nicht die Tür öffnen." Da sagte er,
"Hier stehe ich, der arme Rinkrank,
Auf meinen siebzehn langen Beinen,
Auf meinem müden, abgenutzten Fuß,
"Wasch mein Geschirr, Mutter Mansrot."
"Ich habe dein Geschirr schon abgewaschen", sagte sie. Dann sagte er wieder,
"Hier stehe ich, armer Rinkrank,
auf meinen siebzehn langen Beinen,
Auf meinem müden, abgenutzten Fuß,
Mach mir mein Bett, Mutter Mansrot."
"Ich habe dein Bett schon gemacht", sagte sie. Dann sagte er wieder,
"Hier stehe ich, armer Rinkrank,
auf meinen siebzehn langen Beinen,
Auf meinem müden, abgenutzten Fuß,
Öffne die Tür, Mutter Mansrot."
Dann lief er um sein Haus herum und sah, dass das kleine Fenster offen stand, und dachte: "Ich will hineinschauen und sehen, was sie vorhat, und warum sie mir nicht die Tür öffnet." Er versuchte, hineinzuspähen, konnte aber wegen seines langen Bartes den Kopf nicht durchstecken. So steckte er zuerst seinen Bart durch das offene Fenster, aber gerade als er ihn durchgesteckt hatte, kam Mutter Mansrot vorbei und zog das Fenster mit einer Schnur, die sie daran gebunden hatte, herunter, und sein Bart war fest darin eingeschlossen. Da begann er jämmerlich zu weinen, denn es tat ihm sehr weh, und sie zu bitten, ihn wieder freizulassen. Aber sie sagte nichts, bis er ihr die Leiter gab, mit der er auf den Berg gestiegen war. Dann musste er ihr, ob er wollte oder nicht, sagen, wo die Leiter war. Und sie befestigte ein sehr langes Band am Fenster, dann stellte sie die Leiter auf und stieg den Berg hinauf, und als sie oben war, öffnete sie das Fenster. Sie ging zu ihrem Vater und erzählte ihm alles, was ihr widerfahren war. Der König freute sich sehr, und ihr Verlobter war noch da, und sie gingen hin und gruben den Berg aus und fanden den alten Rinkrank mit all seinem Gold und Silber darin. Da ließ der König den alten Rinkrank hinrichten und nahm sein ganzes Gold und Silber an sich. Die Prinzessin heiratete ihren Verlobten und lebte sehr glücklich und in großer Pracht und Freude.
Ünnertüsken is de Königsdochter ganz dep in de Grunt in ’n grote Höl kamen. Do kumt är dar ’n ollen Kärl mit ’n ganzen langen grauen Bart to möt, un de segt wen se sin Magd wäsen wil un all don wat he bevelt, den schal se läven bliven, anners wil he är ümbringen. Do deit se all wat he är segt. ’S Morgens den kricht he sin Ledder ut de Task un legt de an den Barg un sticht darmit to ’n Barg henut: un den lukt he de Ledder na sick ümhoch mit sick henup. Un den mut se sin Äten kaken und sin Bedd maken un all sin Arbeit don, un den, wen he wedder in Hus kumt, den bringt he alltit ’n Hüpen Golt un Sülver mit. As se al väl jaren bi em wäsen is un al ganz olt wurden is, do het he är Fro Mansrot, un se möt hüm oll Rinkrank heten. Do is he ok ins enmal ut, do makt se hüm sin Bedd un waskt sin Schöttels, un do makt se de Dören un Vensters all dicht to, un do is dar so ’n Schuf wäsen, war ’t Lecht herin schint het, dat let se apen. As d’ oll Rinkrank do wedder kumt, do klopt he an sin Dör un röpt „Fro Mansrot, do mi d’ Dör apen.“ „Na,“ segt se, „ik do di, oll Rinkrank, d’ Dör nich apen.“ Do segt he
„hir sta ik arme Rinkrank
up min söventein Benen lank
up min en vergüllen Vot,
Fro Mansrot, wask mi d’ Schöttels.“
„’k heb din Schöttels al wusken“ segt se. Do segt he wedder
„hir sta ik arme Rinkrank
up min söventein Benen lank,
up min en vergüllen Vot,
Fro Mansrot, mak mi ’t Bedd.“
„’k heb din Bedd al makt“ segt se. Do segt he wedder
„hir sta ik arme Rinkrank
up min söventein Benen lank,
up min en vergüllen Vot,
Fro Mansrot, do mi d’ Dör apen.“
Do löpt he all runt üm sin Hus to un süt dat de lütke Luk dar apen is, do denkt he „du schast doch ins tosen wat se dar wol makt, warüm dat se mi d’ Dör wol nich apen don wil.“ Do wil he dar dör kiken un kan den Kop dar ni dör krigen van sin langen Bart. Do stekt he sin Bart dar erst dör de Luk, un as he de dar hendör het, do geit Fro Mansrot bi un schuft de Luk grad to mit ’n Bant, de se dar an bunnen het, un de Bart blift darin vast sitten. Do fangt he so jammerlik an to kriten, dat deit üm so sär: un do bidd’t he är se mag üm wedder los laten. Do segt se er nich as bet he är de Ledder deit, war he mit to ’n Barg herut sticht. Do mag he willen oder nich, he mot är seggen war de Ledder is. Do bint se ’n ganzen langen Bant dar an de Schuf, un do legt se de Ledder an un sticht to ’n Barg herut: un as se baven is, do lukt se de Schuf apen. Do geit se na är Vader hen un vertelt wo dat är all gan is. Do freut de König sick so un är Brögam is dar ok noch, un do gat se hen un gravt den Barg up un finnt den ollen Rinkrank mit all sin Golt ün Sülver darin. Do let de König den ollen Rinkrank dot maken, un all sin Sülver un Golt nimt he mit. Do kricht de Königsdochter den ollen Brögam noch ton Mann, un se lävt recht vergnögt un herrlich un in Freuden.
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© Kati Winter