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Schneewittchen

Das Original Märchen 

Lesedauer: 

20 Minuten

Deutsche Flagge - aktuelle Ansicht
Alle Märchen der Gebrüder Grimm von A-Z in Englisch
7 Zwerge vor dem Hintergrund eines Sonnenblumenfeldes und Baumreihen zu beiden Seiten gemeinsam mit einer Frau, die man nur von hinten sieht. Das Schneewittchen.

Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die schönste im ganzen Land? Frau Königin, ihr seid die schönste hier, aber Schneewittchen ist 1000x schöner als ihr

The Frog King, or Iron Heinrich
Cat and Mouse in Partnership
Mary's Child
The Youth Who Went Forth to Learn What Fear Was
The Wolf and the Seven Young Kids
Faithful John or Trusty John
The Good Bargain
The Wonderful Musician
The Twelve Brothers
The Pack of Ragamuffins
Little Brother and Little Sister
Rapunzel
The Three Little Men in the Wood
The Three Spinning Women
Hansel and Gretel
The Three Snake-Leaves
The White Snake
The Straw, the Coal, and the Bean
The Fisherman and His Wife
The Brave Little Tailor
Cinderella
The Riddle
The Mouse, the Bird, and the Sausage
Mother Holle or Old Mother Frost
The Seven Ravens
Little Red Cap or Little Red Riding Hood
The Bremen Town Musicians
The Singing Bone
The Devil With the Three Golden Hairs
The Louse and the Flea
The Girl Without Hands or The Handless Maiden
Clever Hans
The Three Languages
Clever Else
The Tailor in Heaven
The Magic Table, the Gold-Donkey, and the Club in the Sack
Thumbling
The Wedding of Mrs. Fox
The Elves
The Robber Bridegroom
Herr Korbes
The Godfather
Mother Trudy
Godfather Death
Thumbling's Travels
Fitcher's Bird
The Juniper Tree
Old Sultan
The Six Swans
Briar Rose
Foundling-Bird
King Thrushbeard
Snow White
The Knapsack, the Hat, and the Horn
Rumpelstiltskin
Sweetheart Roland
The Golden Bird
The Dog and the Sparrow
Frederick and Catherine
The Two Brothers
The Little Peasant
The Queen Bee
The Three Feathers
The Golden Goose
All-Kinds-of-Fur
The Hare's Bride
The Twelve Huntsme
From the Summer and Winter Garden
Jorinde and Joringel
The Three Sons of Fortune
How Six Men got on in the World
The Wolf and the Man
The Wolf and the Fox
Gossip Wolf and the Fox
The Fox and the Cat
The Pink
Clever Gretel
The Old Man and his Grandson
The Water Nixie
The Death of the Little Hen
Brother Lustig
Gambling Hansel
Hans in Luck
Hans Married
The Gold-Children
The Fox and the Geese
The Poor Man and the Rich Man
The Singing, Springing Lark
The Goose Girl
The Young Giant
The Gnome
The King of the Gold Mountain
The Raven
The Peasant's Wise Daughter
Old Hildebrand
The Three Little Birds
The Water of Life
Doctor Know-all
The Spirit in the Bottle
The Devil's Sooty Brother
Bearskin
The Willow Wren and the Bear
Sweet Porridge
Wise Folks
Tales of the Paddock
The Poor Miller's Boy and the Cat
The Two Travelers
Hans My Hedgehog
The Shroud
The Jew Among Thorns
The Skillful Huntsman
The Flail from Heaven
The Two Kings' Children
The Cunning Little Tailor
The Bright Sun Brings it to Light
The Blue Light
The Willful Child
The Three Army Surgeons
The Seven Swabians
The Three Apprentices
The King's Son Who Feared Nothing
Donkey Cabbages
The Old Woman in the Wood
The Three Brothers
The Devil and His Grandmother
Ferdinand the Faithful
The Iron Stove
The Lazy Spinner
The Four Skillful Brothers
One-Eye, Two-Eyes, and Three-Eyes
Fair Katrinelje and Pif-Paf-Poltrie
The Fox and the Horse
The Shoes that were Danced to Pieces
The Six Servants
The White and the Black Bride
Iron John
The Three Black Princesses
Knoist and his Three Sons
The Maid of Brakel
My Household
The Lambkin and the Little Fish
Simeli Mountain
Going a Traveling
The Donkey or The Little Donkey
The Ungrateful Son
The Turnip
The Old Man Made Young Again
The Lord's Animals and the Devil's
The Beam
The Old Beggar Woman
The Three Sluggards
The Shepherd Boy
The Star Money
The Stolen Farthings
Looking for a Bride
The Hurds
The Sparrow and His Four Children
The Story of Schlauraffen Land
The Ditmarsch Tale of Lies
A Riddling Tale
Snow-White and Rose-Red
The Wise Servant
The Glass Coffin
Lazy Henry
The Griffin
Strong Hans
The Peasant in Heaven
Lean Lisa
The Hut in the Forest
Sharing Joy and Sorrow
The Willow Wren
The Sole
The Bittern and the Hoopoe
The Owl
The Moon
The Duration of Life
Death's Messengers
Master Pfriem
The Goose-Girl at the Well
Eve's Various Children
The Nixie of the Mill-Pond
The Little Folks' Present
The Giant and the Tailor
The Nail
The Poor Boy in the Grave
The True Bride
The Hare and the Hedgehog
Spindle, Shuttle, and Needle
The Peasant and the Devil
The Crumbs on the Table
The Sea-Hare
The Master Thief
The Drummer
The Ear of Corn
The Grave Mound
Old Rinkrank
The Crystal Ball
Maid Maleen
The Boots of Buffalo Leather
The Golden Key

Es war einmal mitten im Winter, und die Schneeflocken fielen wie Federn vom Himmel herab, da saß eine Königin an einem Fenster, das einen Rahmen von schwarzem Ebenholz hatte, und nähte. Und wie sie so nähte und nach dem Schnee ausblickte, stach sie sich mit der Nadel in den Finger. Und es fielen drei Tropfen Blut in den Schnee. Und weil das Rot im weißen Schnee so schön aussah, dachte sie bei sich, „hätt‘ ich ein Kind so weiß wie Schnee, so rot wie Blut und so schwarz wie das Holz an dem Rahmen.“ Bald darauf bekam sie ein Töchterlein, das war so weiß wie Schnee, so rot wie Blut, und so schwarzhaarig wie Ebenholz, und wurde darum das Schneewittchen genannt. Und als das Kind geboren war, starb die Königin.

Über ein Jahr nahm sich der König eine andere Gemahlin. Es war eine schöne Frau, aber sie war stolz und übermütig, und konnte nicht leiden, dass sie an Schönheit von jemand übertroffen werden sollte. Sie hatte einen wunderbaren Spiegel. Wenn sie vor den trat und sich darin beschaute, sprach sie:

„Spieglein, Spieglein an der Wand,
wer ist die schönste im ganzen Land?“

So antwortete der Spiegel:

„Frau Königin, ihr seid die schönste im Land.“

Da war sie zufrieden, denn sie wusste, dass der Spiegel die Wahrheit sagte.
Schneewittchen aber wuchs heran und wurde immer schöner. Und als es sieben Jahr alt war, war es so schön, wie der klare Tag und schöner als die Königin selbst. Als diese einmal ihren Spiegel fragte:

„Spieglein, Spieglein an der Wand,
wer ist die schönste im ganzen Land?“

So antwortete er:

„Frau Königin, ihr seid die schönste hier,
aber Schneewittchen ist tausendmal schöner als ihr.“

Da erschrak die Königin, und wurde gelb und grün vor Neid. Von dieser Stunde an, wenn sie Schneewittchen erblickte, drehte sich ihr das Herz im Leibe herum, so hasste sie das Mädchen. Und der Neid und Hochmuth wuchsen wie ein Unkraut in ihrem Herzen immer höher, dass sie Tag und Nacht keine Ruhe mehr hatte. Da rief sie einen Jäger und sprach: „bring das Kind hinaus in den Wald, ich will‘s nicht mehr vor meinen Augen sehen. Du sollst es töten und mir Lunge und Leber zum Nachweis mitbringen.“

Der Jäger gehorchte und führte es hinaus. Und als er den Hirschfänger gezogen hatte und Schneewittchens unschuldiges Herz durchbohren wollte, fing es an zu weinen und sprach: „ach, lieber Jäger, lass mir mein Leben! Ich will in den wilden Wald laufen und nimmermehr wieder heim kommen.“ Und weil es so schön war, hatte der Jäger Mitleiden und sprach: „ so lauf hin, du armes Kind.“ „Die wilden Tiere werden dich bald gefressen haben“, dachte er, und doch war‘s ihm, als wär ein Stein von seinem Herzen gewälzt, weil er es nicht zu töten brauchte. Und als gerade ein junger Frischling daher gesprungen kam, stach er ihn ab, nahm Lunge und Leber heraus und brachte sie zum Nachweis der Königin mit. Der Koch musste sie in Salz kochen und das boshafte Weib aß sie auf und meinte sie hätte Schneewittchens Lunge und Leber gegessen.

Nun war das arme Kind in dem großen Wald mutterseelenallein. Und ihm wurde so Angst, dass es alle Blätter an den Bäumen ansah und nicht wusste wie es sich helfen sollte. Da fing es an zu laufen und lief über die spitzen Steine und durch die Dornen. Und die wilden Tiere sprangen an ihm vorbei, aber sie taten ihm nichts. Es lief so lange wie die Füße sie nur trage konnten. Bis in den Abend hinein. Da sah es ein kleines Häuschen und ging hinein sich darin auszuruhen. In dem Häuschen war alles klein, aber so zierlich und reinlich, dass es nicht zu beschreiben ist. Da stand ein weiß gedecktes Tischlein mit sieben kleinen Tellern, jedes Tellerlein mit seinem Löffelein, ferner sieben Messerlein und Gäblein, und sieben Becherlein. An der Wand waren sieben Bettlein neben einander aufgestellt und schneeweiße Laken darüber gedeckt. Schneewittchen, weil es so hungrig und durstig war, aß von jedem Tellerlein ein wenig Gemüse und Brot, und trank aus jedem Becherlein einen Tropfen Wein; denn es wollte nicht einem allein alles wegnehmen. Hernach, weil es so müde war, legte es sich in ein Bettchen. Aber keines passte; das eine war zu lang, das andere zu kurz, bis endlich das siebente recht war. Und darin blieb es liegen, befahl sich Gott und schlief ein.

Als es ganz dunkel geworden war, kamen die Herren von dem Häuslein. Das waren die sieben Zwerge, die in den Bergen nach Erz hackten und gruben. Sie zündeten ihre sieben Lichtlein an, und wie es nun hell im Häuslein geworden war, sahen sie, dass jemand darin gewesen war. Denn es stand nicht alles so in der Ordnung, wie sie es verlassen hatten. Der erste sprach: „wer hat auf meinem Stühlchen gesessen“? Der zweite: „wer hat von meinem Tellerchen gegessen“? Der dritte: „wer hat von meinem Brötchen genommen?“ Der vierte: „wer hat von meinem Gemüsechen gegessen?“ Der fünfte „wer hat mit meinem Gäbelchen gestochen?“ Der sechste: „wer hat mit meinem Messerchen geschnitten?“ Der siebente: „ wer hat aus meinem Becherlein getrunken?“ Dann sah sich der erste um und sah, dass aus seinem Bett eine kleine Delle war, da sprach er: „wer hat in mein Bettchen getreten?“ Die andern kamen gelaufen und riefen: „in meinem hat auch jemand gelegen.“ Der siebente aber, als er in sein Bett sah, erblickte Schneewittchen. Das lag darin und schlief. Nun rief er die andern, die kamen herbeigelaufen und schrien vor Verwunderung, holten ihre sieben Lichtlein, und beleuchteten Schneewittchen. „Ei, du mein Gott! Ei, du mein Gott!“, riefen sie, „was ist das Kind so schön!“ und hatten so große Freude, dass sie es nicht aufweckten, sondern im Bettlein weiterschlafen ließen. Der siebente Zwerg aber schlief bei seinen Gesellen, bei jedem eine Stunde, da war die Nacht herum.

Als es Morgen war, erwachte Schneewittchen und wie es die sieben Zwerge sah, erschrak es. Sie waren aber freundlich und fragten: „wie heißt du?“ Ich heiße Schneewittchen“, antwortete es. „Wie bist du in unser Haus gekommen?“, fragten die Zwerge weiter. Da erzählte es ihnen, dass seine Stiefmutter es hätte umbringen lassen wollen, der Jäger hätte ihm aber das Leben geschenkt. Und dann wär es den ganzen Tag gelaufen, bis es endlich ihr Häuslein gefunden hätte. Die Zwerge sprachen: „willst du unsern Haushalt versehen, kochen, betten, waschen, nähen und stricken? Und willst du alles ordentlich und reinlich halten? So kannst du bei uns bleiben und es soll dir an nichts fehlen.“ „Ja“, sagte Schneewittchen: „von Herzen gern“ - und blieb bei ihnen. Es hielt ihnen das Haus in Ordnung: Morgens gingen sie in die Berge und suchten Erz und Gold, abends kamen sie wieder, und da musste ihr Essen bereit sein. Den Tag über war das Mädchen allein. Da warnten es die guten Zwerglein und sprachen: „hüte dich vor deiner Stiefmutter, die wird bald wissen dass du hier bist; lass‘ ja niemand herein.“

Die Königin aber, nachdem sie Schneewittchens Lunge und Leber gegessen zu haben glaubte, dachte jetzt wäre sie wieder die erste und allerschönste, trat vor ihren Spiegel und sprach:

„Spieglein, Spieglein an der Wand,
wer ist die schönste im ganzen Land?“

Da antwortete der Spiegel:

„Frau Königin, ihr seid die schönste hier,
aber Schneewittchen über den Bergen
bei den sieben Zwergen
ist noch tausendmal schöner als ihr.“

Da erschrak sie, denn sie wusste, dass der Spiegel keine Unwahrheit sprach, und merkte dass der Jäger sie betrogen hatte - und Schneewittchen noch am Leben war. Und da sann und sann sie auf‘s Neue, wie sie es umbringen konnte. Denn so lange sie nicht die schönste war im ganzen Land, ließ ihr der Neid keine Ruhe. Und als sie sich endlich etwas ausgedacht hatte, färbte sie sich das Gesicht, und kleidete sich wie eine alte Krämerin, und war ganz unkenntlich. In dieser Gestalt ging sie über die sieben Berge zu den sieben Zwergen, klopfte an die Tür, und rief: „schöne Ware feil! feil!“ Schneewittchen guckte zum Fenster heraus und rief: „guten Tag, liebe Frau, was habt ihr zu verkaufen?“. „Gute Ware, schöne Ware“, antwortete sie. „Schnürriemen von allen Farben“, und holte einen hervor, der aus bunter Seide geflochten war. „Die ehrliche Frau kann ich herein lassen“, dachte Schneewittchen, riegelte die Tür auf und kaufte sich den hübschen Schnürriemen. „Kind“, sprach die Alte, „wie du aussiehst! Komm‘, ich will dich einmal ordentlich schnüren.“ Schneewittchen hatte keine Angst, stellte sich vor sie und ließ sich mit dem neuen Schnürriemen schnüren. Aber die Alte schnürte geschwind und schnürte so fest, dass dem Schneewittchen der Atem verging, und es wie tot hinfiel. „Nun bist du die schönste gewesen“, sprach sie und eilte hinaus.

Nicht lange darauf, zur Abendzeit, kamen die sieben Zwerge nach Haus. Aber wie erschraken sie, als sie ihr liebes Schneewittchen auf der Erde liegen sahen und es regte und bewegte sich nicht, als wäre es tot. Sie hoben es in die Höhe, und weil sie sahen, dass es zu fest geschnürt war, schnitten sie den Schnürriemen entzwei. Da fing es an ein wenig zu atmen, und wurde nach und nach wieder lebendig. Als die Zwerge hörten was geschehen war, sprachen sie: „die alte Krämerfrau war niemand anders als die gottlose Königin. Hüte dich und lass‘ keinen Menschen herein, wenn wir nicht bei dir sind.“ Das böse Weib aber, als es nach Haus gekommen war, ging vor den Spiegel und fragte:

„Spieglein, Spieglein an der Wand,
wer ist dir schönste im ganzen Land?“

Da antwortete er wie sonst:

„Frau Königin, ihr seid die schönste hier,
aber Schneewittchen über den Bergen
bei den sieben Zwergen
ist noch tausendmal schöner als ihr.“

Als sie das hörte, lief ihr alles Blut zum Herzen, so erschrak sie, denn sie wusste nun, dass Schneewittchen wieder lebendig geworden war. „Nun aber“, sprach sie, „will ich etwas ersinnen, das dich zu Grunde richten soll“. Und mit Hexenkünsten, die sie verstand, machte sie einen giftigen Kamm. Dann verkleidete sie sich und nahm die Gestalt eines andern alten Weibes an. So ging sie hin über die sieben Berge zu den sieben Zwergen, klopfte an die Tür, und rief: „gute Ware feil!“ feil!“ Schneewittchen schaute heraus und sprach: „geht nur weiter, ich darf niemand hereinlassen.“ „Das Ansehen wird dir doch erlaubt sein“, sprach die Alte, zog den giftigen Kamm heraus und hielt ihn in die Höhe. Da gefiel er dem Kinde so gut, dass sich betören ließ und die Türe öffnete. Als sie sich über den Kaufpreis einig waren, sprach die Alte: „nun will ich dich einmal ordentlich kämmen.“ Das arme Schneewittchen dachte an nichts und ließ die Alte gewähren. Aber kaum hatte sie den Kamm in die Haare gesteckt, wirkte das Gift darin und das Mädchen fiel ohne Besinnung nieder. „Du Ausbund von Schönheit“, sprach das boshafte Weib, „jetzt ist‘s um dich geschehen“, und ging fort. Zum Glück aber war es bald Abend und die die sieben Zwerglein kamen wieder nach Hause. Als sie Schneewittchen wie tot auf der Erde liegen sahen, hatten sie gleich die Stiefmutter in Verdacht, suchten und fanden den giftigen Kamm. Und kaum hatten sie ihn herausgezogen, so kam Schneewittchen wieder zu sich, und erzählte was vorgegangen war. Da warnten sie es noch einmal, auf seiner Hut zu sein und niemand die Türe zu öffnen.
Die Königin stellte sich daheim vor den Spiegel und sprach:

„Spieglein, Spieglein an der Wand,
wer ist die schönste im ganzen Land?“

Da antwortete er, wie vorher:

„Frau Königin, ihr seid die schönste hier,
aber Schneewittchen über den Bergen
bei den sieben Zwergen
ist doch noch tausendmal schöner als ihr.“

Als sie den Spiegel so reden hörte, zitterte und bebte sie vor Zorn. „Schneewittchen soll sterben“, rief sie. „Und wenn es mein eigenes Leben kostet.“ Darauf ging sie in eine ganz verborgene einsame Kammer, wo niemand hinkam und machte da einen giftigen giftigen Apfel. Äußerlich sah er schön aus, weiß mit roten Backen, dass jeder, der ihn erblickte, Lust danach bekam, aber wer ein Stückchen davon aß, der musste sterben. Als der Apfel fertig war, färbte sie sich das Gesicht und verkleidete sich in eine Bauersfrau. So ging sie über die sieben Berge zu den sieben Zwergen. Sie klopfte an, Schneewittchen streckte den Kopf zum Fenster heraus, und sprach: „ich darf keinen Menschen einlassen, die sieben Zwerge haben mir‘s verboten.“ „Mir auch recht“, antwortete die Bäuerin, „meine Äpfel bekomme ich schon los. Da, einen will ich dir schenken.“ „Nein“, sprach Schneewittchen, „ich darf nichts annehmen.“ „Fürchtest du dich vor Gift?“, sprach die Alte. „Siehst du, da schneide ich den Apfel in zwei Teile - den roten Backen iss du, den weißen will ich essen.“ Der Apfel war aber so künstlich gemacht, dass der rote Backen allein vergiftet war. Schneewittchen reizte der schöne Apfel sehr und als es sah, dass die Bäuerin davon aß, so konnte es nicht länger widerstehen, streckte die Hand hinaus und nahm die giftige Hälfte. Kaum aber hatte es einen Bissen davon im Mund, so fiel es tot zu Boden. Da betrachtete es die Königin mit grausigen Blicken und lachte überlaut, und sprach: „weiß wie Schnee, rot wie Blut, schwarz wie Ebenholz! Diesmal können dich die Zwerge nicht wieder erwecken.“ Und als sie daheim den Spiegel befragte,

Spieglein, Spieglein an der Wand,
wer ist die schönste im ganzen Land?“

Sso antwortete er endlich:

„Frau Königin, ihr seid die schönste im Land.“

Da hatte ihr neidisches Herz Ruhe, so gut ein neidisches Herz Ruhe haben kann.
Die Zwerglein, wie sie abends nach Haus kamen, fanden Schneewittchen am Boden liegen und es ging kein Atem mehr aus seinem Mund. Und es war tot. Sie hoben es auf, suchten, ob sie was giftiges fänden, schnürten es auf, kämmten ihm die Haare, wuschen es mit Wasser und Wein, aber es half alles nichts. Das liebe Kind war tot und blieb tot. Sie legten es auf eine Bahre und setzten sich alle siebene daran und beweinten es - und weinten drei Tage lang. Da wollten sie es begraben. Aber es sah noch so frisch aus wie ein lebender Mensch, und hatte noch seine schönen roten Backen. Sie sprachen: „das können wir nicht in die schwarze Erde versenken“ und ließen einen durchsichtigen Sarg von Glas machen, dass man es von allen Seiten sehen konnte. Sie legten es hinein und schrieben mit goldenen Buchstaben seinen Namen darauf. Und dass es eine Königstochter wäre. Dann setzten sie den Sarg hinaus auf den Berg und einer von ihnen blieb immer dabei, um es zu bewachen. Und die Tiere kamen auch und beweinten Schneewittchen. Erst eine Eule, dann ein Rabe, zuletzt ein Täubchen.

Nun lag Schneewittchen lange lange Zeit in dem Sarg und verweste nicht, sondern sah aus als wenn es schliefe. Denn es war noch so weiß als Schnee, so rot als Blut, und so schwarzhaarig wie Ebenholz. Es geschah aber, dass ein Königssohn in den Wald geriet und zu dem Zwergenhaus kam, um da zu übernachten. Er sah auf dem Berg den Sarg und das schöne Schneewittchen darin und las, was mit goldenen Buchstaben darauf geschrieben war. Da sprach er zu den Zwergen: „lasst mir den Sarg, ich will euch geben, was ihr dafür haben wollt.“ Aber die Zwerge antworteten: „wir geben ihn nicht um alles Gold in der Welt.“ Da sprach er: „so schenkt ihn mir, denn ich kann nicht leben ohne Schneewittchen zu sehen. Ich will es ehren und hochachten wie mein Liebstes.“ Wie er so sprach, empfanden die guten Zwerglein Mitleiden mit ihm und gaben ihm den Sarg. Der Königssohn ließ ihn nun von seinem Dienern auf den Schultern forttragen. Da geschah es, dass sie über einen Strauch stolperten, und von dem Erschüttern fuhr das giftige Apfelstück, das Schneewittchen abgebissen hatte, aus dem Hals. Und nicht lange, so öffnete es die Augen, hob den Deckel vom Sarg in die Höhe und richtete sich auf. Und es war wieder lebendig. „Ach Gott, wo bin ich?“, rief es. Der Königssohn sagte voll Freude: „du bist bei mir“, und erzählte was sich zugetragen hatte und sprach: „ich habe dich lieber als alles auf der Welt. Komm‘ mit mir in meines Vaters Schloss, du sollst meine Gemahlin werden.“ Da war ihm Schneewittchen gut und ging mit ihm. Und ihre Hochzeit wurde mit großer Pracht und Herrlichkeit angeordnet.

Zu dem Fest wurde aber auch Schneewittchens gottlose Stiefmutter eingeladen. Wie sie sich nun mit schönen Kleidern angezogen hatte, trat sie vor den Spiegel und sprach:

„Spieglein, Spieglein an der Wand,
wer ist die schönste im ganzen Land?“

Der Spiegel antwortete:

„Frau Königin, ihr seid die schönste hier,
aber die junge Königin ist tausendmal schöner als ihr.“

Da stieß das böse Weib einen Fluch aus, und ihr wurde so Angst und Band, dass sie weder ein noch aus wusste. Darum wollte sie zuerst gar nicht auf die Hochzeit kommen. Doch ließ es ihr keine Ruhe, sie musste hin und die junge Königin sehen. Und wie sie hineintrat, erkannte Schneewittchen sie. Und vor Angst und Schrecken stand sie da und konnte sich nicht bewegen. Es waren schon eiserne Pantoffeln über Kohlenfeuer gestellt und wurden mit Zangen herein getragen und vor sie hingestellt. Da musste sie in die rotglühenden Schuhe schlüpfen und so lange tanzen, bis sie tot zu Boden fiel.

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© Kati Winter

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