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Tischchen deck dich, Goldesel und Knüppel aus dem Sack

Das Original Märchen 

Lesedauer: 

22 Minuten

Deutsche Flagge - aktuelle Ansicht
Alle Märchen der Gebrüder Grimm von A-Z in Englisch
Im Vordergrund Goldmünzen auf einem Holzboden liegend. Im Hintergrund ein Esel.

3 Brüder lernen je ein Handwerk und bekommen Tischlein, Goldesel und Knüppel, werden von Wirt betrogen. Knüppel sorgt für Gerechtigkeit

The Frog King, or Iron Heinrich
Cat and Mouse in Partnership
Mary's Child
The Youth Who Went Forth to Learn What Fear Was
The Wolf and the Seven Young Kids
Faithful John or Trusty John
The Good Bargain
The Wonderful Musician
The Twelve Brothers
The Pack of Ragamuffins
Little Brother and Little Sister
Rapunzel
The Three Little Men in the Wood
The Three Spinning Women
Hansel and Gretel
The Three Snake-Leaves
The White Snake
The Straw, the Coal, and the Bean
The Fisherman and His Wife
The Brave Little Tailor
Cinderella
The Riddle
The Mouse, the Bird, and the Sausage
Mother Holle or Old Mother Frost
The Seven Ravens
Little Red Cap or Little Red Riding Hood
The Bremen Town Musicians
The Singing Bone
The Devil With the Three Golden Hairs
The Louse and the Flea
The Girl Without Hands or The Handless Maiden
Clever Hans
The Three Languages
Clever Else
The Tailor in Heaven
The Magic Table, the Gold-Donkey, and the Club in the Sack
Thumbling
The Wedding of Mrs. Fox
The Elves
The Robber Bridegroom
Herr Korbes
The Godfather
Mother Trudy
Godfather Death
Thumbling's Travels
Fitcher's Bird
The Juniper Tree
Old Sultan
The Six Swans
Briar Rose
Foundling-Bird
King Thrushbeard
Snow White
The Knapsack, the Hat, and the Horn
Rumpelstiltskin
Sweetheart Roland
The Golden Bird
The Dog and the Sparrow
Frederick and Catherine
The Two Brothers
The Little Peasant
The Queen Bee
The Three Feathers
The Golden Goose
All-Kinds-of-Fur
The Hare's Bride
The Twelve Huntsme
From the Summer and Winter Garden
Jorinde and Joringel
The Three Sons of Fortune
How Six Men got on in the World
The Wolf and the Man
The Wolf and the Fox
Gossip Wolf and the Fox
The Fox and the Cat
The Pink
Clever Gretel
The Old Man and his Grandson
The Water Nixie
The Death of the Little Hen
Brother Lustig
Gambling Hansel
Hans in Luck
Hans Married
The Gold-Children
The Fox and the Geese
The Poor Man and the Rich Man
The Singing, Springing Lark
The Goose Girl
The Young Giant
The Gnome
The King of the Gold Mountain
The Raven
The Peasant's Wise Daughter
Old Hildebrand
The Three Little Birds
The Water of Life
Doctor Know-all
The Spirit in the Bottle
The Devil's Sooty Brother
Bearskin
The Willow Wren and the Bear
Sweet Porridge
Wise Folks
Tales of the Paddock
The Poor Miller's Boy and the Cat
The Two Travelers
Hans My Hedgehog
The Shroud
The Jew Among Thorns
The Skillful Huntsman
The Flail from Heaven
The Two Kings' Children
The Cunning Little Tailor
The Bright Sun Brings it to Light
The Blue Light
The Willful Child
The Three Army Surgeons
The Seven Swabians
The Three Apprentices
The King's Son Who Feared Nothing
Donkey Cabbages
The Old Woman in the Wood
The Three Brothers
The Devil and His Grandmother
Ferdinand the Faithful
The Iron Stove
The Lazy Spinner
The Four Skillful Brothers
One-Eye, Two-Eyes, and Three-Eyes
Fair Katrinelje and Pif-Paf-Poltrie
The Fox and the Horse
The Shoes that were Danced to Pieces
The Six Servants
The White and the Black Bride
Iron John
The Three Black Princesses
Knoist and his Three Sons
The Maid of Brakel
My Household
The Lambkin and the Little Fish
Simeli Mountain
Going a Traveling
The Donkey or The Little Donkey
The Ungrateful Son
The Turnip
The Old Man Made Young Again
The Lord's Animals and the Devil's
The Beam
The Old Beggar Woman
The Three Sluggards
The Shepherd Boy
The Star Money
The Stolen Farthings
Looking for a Bride
The Hurds
The Sparrow and His Four Children
The Story of Schlauraffen Land
The Ditmarsch Tale of Lies
A Riddling Tale
Snow-White and Rose-Red
The Wise Servant
The Glass Coffin
Lazy Henry
The Griffin
Strong Hans
The Peasant in Heaven
Lean Lisa
The Hut in the Forest
Sharing Joy and Sorrow
The Willow Wren
The Sole
The Bittern and the Hoopoe
The Owl
The Moon
The Duration of Life
Death's Messengers
Master Pfriem
The Goose-Girl at the Well
Eve's Various Children
The Nixie of the Mill-Pond
The Little Folks' Present
The Giant and the Tailor
The Nail
The Poor Boy in the Grave
The True Bride
The Hare and the Hedgehog
Spindle, Shuttle, and Needle
The Peasant and the Devil
The Crumbs on the Table
The Sea-Hare
The Master Thief
The Drummer
The Ear of Corn
The Grave Mound
Old Rinkrank
The Crystal Ball
Maid Maleen
The Boots of Buffalo Leather
The Golden Key

Vor Zeiten war ein Schneider, der drei Söhne hatte und nur eine einzige Ziege. Aber die Ziege, weil sie alle zusammen mit ihrer Milch ernährte, musste ihr gutes Futter haben und täglich hinaus auf die Weide geführt werden. Die Söhne taten das auch nach der Reihe. Einmal brachte sie der älteste auf den Kirchhof, wo die schönsten Kräuter standen, ließ sie da fressen und herumspringen. Abends, als es Zeit war heimzugehen, fragte er: „Ziege, bist du satt?“ Die Ziege antwortete:
„ich bin so satt,
ich mag kein Blatt: meh! meh!“

„So komm‘ nach Haus“, sprach der Junge, fasste sie am Strickchen, führte sie in den Stall und band sie fest. „Nun“, sagte der alte Schneider, „hat die Ziege ihr gehöriges Futter?“ „O“, antwortete der Sohn, „die ist so satt, sie mag kein Blatt.“ Der Vater aber wollte sich selbst überzeugen, ging hinab in den Stall, streichelte das liebe Tier und fragte: „Ziege, bist du auch satt?“ Die Ziege antwortete:

„Wovon sollt ich satt sein?
Ich sprang nur über Gräbelein,
und fand kein einzig Blättlein: meh! meh!

„Was muss ich hören!“ rief der Schneider, lief hinauf und sprach zu dem Jungen: „ei, du Lügner, sagst die Ziege wäre satt, und hast sie hungern lassen?“ Und in seinem Zorn nahm er die Elle von der Wand und jagte ihn mit Schlägen hinaus.
Am andern Tag war die Reihe am zweiten Sohn, der suchte an der Gartenhecke einen Platz aus, wo lauter gute Kräuter standen, und die Ziege fraß sie alle ab. Abends, als er heim wollte, fragte er: „Ziege, bist du satt?“ Die Ziege antwortete:

„Iich bin so satt,
ich mag kein Blatt: meh! meh!“

„So komm‘ nach Haus“, sprach der Junge, zog sie heim und band sie im Stalle fest. „Nun“, sagte der alte Schneider: „hat die Ziege ihr gehöriges Futter?“ „O“, antwortete der Sohn, „die ist so satt, sie mag kein Blatt.“ Der Schneider wollte sich darauf nicht verlassen, ging hinab in den Stall und fragte: „Ziege, bist du auch satt?“ Die Ziege antwortete:

„Wovon sollt ich satt sein?
Ich sprang nur über Gräbelein,
und fand kein einzig Blättelein: meh! meh!“

„Der gottlose Bösewicht!“, schrie der Schneider, „so ein frommes Tier hungern zu lassen“, lief hinauf, und schlug mit der Elle den Jungen zur Haustür hinaus.
Die Reihe kam jetzt an den dritten Sohn, der wollte seine Sache gut machen, suchte Buschwerk mit dem schönsten Laube aus, und ließ die Ziege daran fressen. Abends, als er heim wollte, fragte er: „Ziege, bist du auch satt?“ Die Ziege antwortete:

„Iich bin so satt,
ich mag kein Blatt: meh! meh!“

„So komm‘ nach Haus“, sagte der Junge, führte sie in den Stall und band sie fest. „Nun“, sagte der alte Schneider, „hat die Ziege ihr gehöriges Futter?“ „O“, antwortete der Sohn, „die ist so satt, sie mag kein Blatt.“ Der Schneider traute dem nicht, ging hinab und fragte: „Ziege, bist du auch satt?“ Das boshafte Tier antwortete:

„Wovon sollt ich satt sein?
Ich sprang nur über Gräbelein,
und fand kein einzig Blättelein: meh! meh!“

„O die Lügenbrut!“, rief der Schneider, „einer so gottlos und pflichtvergessen wie der andere! Ihr sollt mich nicht länger zum Narren haben!“ Und vor Zorn ganz außer sich sprang er hinauf und verhaute dem einen Jungen mit der Elle den Rücken so gewaltig, dass er zum Haus hinaus sprang.
Der alte Schneider war nun mit seiner Ziege allein. Am andern Morgen ging er hinab in den Stall, liebkoste die Ziege und sprach: „komm, mein liebes Tierlein, ich will dich selbst zur Weide führen.“ Er nahm sie am Strick und brachte sie zu grünen Hecken und Schafripper und was sonst die Ziegen gerne fressen. „Da kannst du dich einmal nach Herzenslust sättigen“, sprach er zu ihr, und ließ sie weiden bis zum Abend. Da fragte er: „Ziege, bist du satt?“ Sie antwortete:

„Ich bin so satt,
ich mag kein Blatt: meh! meh!“

„So komm nach Haus“, sagte der Schneider, führte sie in den Stall und band sie fest. Als er wegging, kehrte er sich noch einmal um, und sagte: „nun bist du doch einmal satt!“ Aber die Ziege machte keinen Unterschied zu den Tagen zuvor und rief:

„Wie sollt ich satt sein?
Ich sprang nur über Gräbelein,
und fand kein einzig Blättelein: meh! meh!“

Als der Schneider das hörte, stutzte er und sah wohl dass er seine drei Söhne ohne Ursache verstoßen hatte. „Wart“, rief er, „du undankbares Geschöpf, dich fortzujagen ist noch zu wenig. Ich will dich zeichnen, dass du dich unter ehrbaren Schneidern nicht mehr sehen lassen kannst.“ In einer Hast sprang er hinauf, holte sein Bartmesser, seifte der Ziege den Kopf ein und schor sie so glatt wie seine flache Hand. Und weil die Elle zu gut für sie gewesen wäre, holte er die Peitsche und versetzte ihr solche Hiebe, dass sie in gewaltigen Sprüngen davon lief.

Der Schneider, als er so ganz einsam in seinem Hause saß, verfiel in große Traurigkeit und hätte seine Söhne gerne wieder gehabt. Aber niemand wusste wo sie hingekommen waren. Der älteste war zu einem Schreiner in die Lehre gegangen. Da lernte er fleißig und unverdrossen. Und als seine Zeit herum war, sodass er wandern sollte, schenkte ihm der Meister ein Tischchen, das gar kein besonderes Ansehen hatte, und von gewöhnlichem Holz war. Aber es hatte eine gute Eigenschaft. Wenn man es hinstellte und sprach: „Tischchen, deck dich“, so war das gute Tischchen auf einmal mit einem sauberen Tüchlein bedeckt, und dann stand da ein Teller und Messer und Gabel daneben, und Schüsseln mit Gesottenem und Gebratenem, so viel Platz darauf hatten, und ein großes Glas mit rotem Wein leuchtete, dass einem das Herz lachte. Der junge Gesell dachte: „damit hast du genug für dein Lebtag“, zog guter Dinge in der Welt umher und bekümmerte sich gar nicht darum, ob ein Wirtshaus gut oder schlecht und ob etwas darin zu finden war, oder nicht. Wenn es ihm gefiel, so kehrte er gar nicht ein, sondern im Feld, im Wald, auf einer Wiese, wo er Lust hatte, nahm er sein Tischchen vom Rücken, stellte es vor sich und sprach: „deck dich“. Schon war alles da, was sein Herz begehrte. Endlich kam es ihm in den Sinn, er wollte zu seinem Vater zurückkehren. Sein Zorn würde sich gelegt haben, und mit dem „Tischchen deck dich“ würde er ihn gerne wieder aufnehmen.

Es trug sich zu, dass er auf dem Heimweg abends in ein Wirtshaus kam, das mit Gästen angefüllt war: sie hießen ihn willkommen und luden ihn ein, sich zu ihnen zu setzen und mit ihnen zu essen. Sonst würde er schwerlich noch etwas bekommen. „Nein“, antwortete der Schreiner, „die paar Bissen will ich euch nicht vor dem Munde nehmen, lieber sollt ihr meine Gäste sein.“ Sie lachten und meinten, er triebe seinen Spaß mit ihnen. Er aber stellte sein hölzernes Tischchen mitten in die Stube und sprach: „Tischchen, deck dich.“ Augenblicklich war es mit Speisen besetzt, so gut wie sie der Wirt es nicht hätte herbeischaffen können, und wovon der Geruch den Gästen lieblich in die Nase stieg. „Zugegriffen, liebe Freunde“, sprach der Schreiner, und die Gäste, als sie sahen wie es gemeint war, ließen sich nicht zweimal bitten, rückten heran, zogen ihre Messer und griffen tapfer zu. Und was sie am meisten verwunderte, wenn eine Schüssel leer geworden war, so stellte sich gleich von selbst eine volle an ihren Platz. Der Wirt stand in einer Ecke und sah dem Dinge zu; er wusste gar nicht was er sagen sollte, dachte aber: „einen solchen Koch könntest du in deiner Wirtschaft gut brauchen.“ Der Schreiner und seine Gesellschaft waren lustig bis in die späte Nacht. Schließlich aber legten sie sich schlafen, und der junge Geselle ging auch zu Bett und stellte sein Wünsch-Tischchen an die Wand.

Dem Wirte aber ließen seine Gedanken keine Ruhe, es fiel ihm ein, dass in seiner Rumpelkammer ein altes Tischchen stände, das ganz genau so aussähe. Das holte er ganz sachte herbei und vertauschte es mit dem Wünsch-Tischchen. Am andern Morgen zahlte der Schreiner sein Schlafgeld, packte sein Tischchen auf, dachte gar nicht daran, dass er ein falsches hätte, und ging seiner Wege. Zu Mittag kam er bei seinem Vater an, der ihn mit großer Freude empfing. „Nun, mein lieber Sohn, was hast du gelernt?“ sagte er zu ihm. „Vater, ich bin ein Schreiner geworden.“ „Ein gutes Handwerk“, erwiderte der Alte, „aber was hast du von deiner Wanderschaft mitgebracht?“ Vater, das Beste, was ich mitgebracht habe, ist das Tischchen.“ Der Schneider betrachtete es von allen Seiten und sagte „daran hast du kein Meisterstück gemacht, das ist ein altes und schlechtes Tischchen. „Aber es ist ein „Tischchen deck dich“, antwortete der Sohn, „wenn ich es hinstelle und sage ihm, es sollte sich decken, so stehen gleich die schönsten Gerichte darauf und ein Wein dabei, der das Herz erfreut. Ladet nur alle Verwandte und Freunde ein, die sollen sich einmal laben und erquicken, denn das Tischchen macht sie alle satt.“ Als die Gesellschaft beisammen war, stellte er sein Tischchen mitten in die Stube und sprach: „Tischchen, deck dich.“ Aber das Tischchen regte sich nicht und blieb so leer wie ein anderer Tisch, der die Sprache nicht versteht.

Da merkte der arme Geselle dass ihm das Tischchen vertauscht worden war, und schämte sich, dass er wie ein Lügner da stand. Die Verwandten aber lachten ihn aus, und mussten ohne getrunken und gegessen zu haben wieder heim wandern. Der Vater holte seine Lappen wieder herbei und schneiderte fort. Der Sohn aber ging bei einem Meister in die Arbeit.

Der zweite Sohn war zu einem Müller gekommen und bei ihm in die Lehre gegangen. Als er seine Jahre herum hatte, sprach der Meister: „weil du dich so gut gehalten hast, so schenke ich dir einen Esel von einer besonderen Art, er zieht nicht am Wagen und trägt auch keine Säcke.“ Wozu ist er dann nütze?“, fragte der junge Geselle. „Er speit Gold“, antwortete der Müller. „Wenn du ihn auf ein Tuch stellst und sprichst Bricklebrit“, so speit dir das gute Tier Goldstücke aus, hinten und vorn.“ „Das ist eine schöne Sache“, sprach der Geselle, dankte dem Meister und zog in die Welt. Wenn er Gold nötig hatte, brauchte er nur zu seinem Esel Bricklebrit“ zu sagen, so regnete es Goldstücke, und er hatte weiter keine Mühe, als sie von der Erde aufzuheben. Wo er hinkam, war ihm das Beste gut genug, und je teurer je lieber, denn er hatte immer einen vollen Beutel. Als er sich eine Zeit lang in der Welt umgesehen hatte, dachte er „du musst deinen Vater aufsuchen. Wenn du mit dem Goldesel kommst, so wird er seinen Zorn vergessen und dich gut aufnehmen.“ Es trug sich zu, dass er in dasselbe Wirtshaus kam, in welchem seinem Bruder das Tischchen vertauscht worden war. Er führte seinen Esel an der Hand und der Wirth wollte ihm das Tier abnehmen - und anbinden. Der junge Geselle aber sprach: „gebt euch keine Mühe, meinen Grauschimmel führe ich selbst in den Stall und binde ihn auch selbst an, denn ich muss wissen wo er steht.“ Dem Wirth kam das wunderlich vor, und er meinte, einer, der seinen Esel selbst versorgen müsste, hätte nicht viel zu verzehren. Als aber der Fremde in die Tasche griff, zwei Goldstücke heraus holte und sagte er sollte nur etwas Gutes für ihn einkaufen, so machte er große Augen, lief und suchte das Beste, das er auftreiben konnte. Nach der Mahlzeit fragte der Gast was er schuldig wäre. Der Wirt wollte die Gelegenheit nutzen und verlangte ein paar Goldstücke mehr.

Der Geselle griff‘ in die Tasche, aber sein Gold war eben zu Ende. „Wartet einen Augenblick, Herr Wirt“, sprach er, „ich will nur rasch gehen und Gold holen“, nahm aber das Tischtuch mit. Der Wirt wusste nicht was das heißen sollte. Weil er neugierig war, schlich er ihm nach, und da der Gast die Stalltür verriegelte, so schaute er durch ein Astloch. Der Fremde breitete unter dem Esel das Tuch aus, rief „Bricklebrit“, und augenblicklich fing das Tier an Gold zu speien von hinten und vorn, dass es ordentlich auf die Erde herabregnete. „Ei der tausend“, sagte der Wirt, „da sind die Dukaten leicht geprägt! So ein Geldbeutel ist nicht übel!“ Der Gast bezahlte seine Zeche und legte sich schlafen, der Wirt aber schlich in der Nacht herab in den Stall, führte den Münzmeister weg und band einen andern Esel an seine Stelle. Am nächsten Morgen zog der Geselle mit seinem Esel ab und meinte er hätte seinen Goldesel. Mittags kam er bei seinem Vater an, der sich freute als er ihn wiedersah und nahm ihn gerne auf. „Was ist aus dir geworden, mein Sohn?“, fragte der Alte. „Ein Müller, lieber Vater“, antwortete er. „Was hast du von deiner Wanderschaft mitgebracht?“ „Weiter nichts als einen Esel.“ „Esel gibt‘s hier genug“, sagte der Vater, „da wäre mir doch eine gute Ziege lieber gewesen.“ „Ja“, antwortete der Sohn, „aber es ist kein gewöhnlicher Esel, sondern ein Goldesel: wenn ich sage „Bricklebrit“, so speit euch das gute Tier ein ganzes Tuch voll Goldstücke. Lasst nur alle Verwandte herbei rufen, ich mache sie alle zu reichen Leuten.“ „Das lass‘ ich mir gefallen“, sagte der Schneider, „dann brauche ich mich mit der Nadel nicht weiter zu quälen“, sprang selbst fort, und rief die Verwandten herbei. Sobald sie beisammen waren, ließ sie der Müller Platz machen, breitete sein Tuch aus und brachte den Esel in die Stube. „Jetzt gebt acht“, sagte er, und rief „Bricklebrit“. Aber es waren keine Goldstücke was herabfiel, und es zeigte sich, dass das Tier nichts von der Kunst verstand, denn es bringt es nicht jeder Esel so weit. Da machte der arme Müller ein langes Gesicht, sah, dass er betrogen worden war und bat die Verwandten um Verzeihung - die so arm heimgingen, wie sie gekommen waren. Es blieb nichts übrig, der Alte musste wieder nach der Nadel greifen, und der Junge bei einem Müller sein Geld verdienen.

Der dritte Bruder war zu einem Drechsler in die Lehre gegangen. Und weil es ein kunstreiches Handwerk ist, musste er am längsten lernen. Seine Brüder aber meldeten ihm in einem Briefe wie schlimm es ihnen ergangen wäre und wie sie der Wirt noch am letzten Abend um ihre schönen Wünschdinge gebracht hätte. Als der Drechsler nun ausgelernt hatte und wandern sollte, so schenkte ihm sein Meister, weil er sich so gut angestellt hatte, einen Sack, und sagte: „es liegt ein Knüppel darin.“ „Den Sack kann ich umhängen und er kann mir gute Dienste leisten. Aber, was soll der Knüppel darin? Der macht ihn nur schwer.“ „Das will ich dir sagen“, antwortete der Meister, „hat dir jemand etwas zu leid getan, so sprich nur „Knüppel, aus dem Sack“, so springt dir der Knüppel heraus unter die Leute und tanzt ihnen so lustig auf dem Rücken herum, dass sie sich acht Tage lang nicht regen und bewegen können. Und eher lässt er nicht ab als bis du sagst „Knüppel, in den Sack.“

Der Geselle dankte ihm, hing den Sack um, und wenn ihm jemand zu nahe kam und im etwas anhaben wollte, so sprach er „Knüppel, aus dem Sack“, alsbald sprang der Knüppel heraus und klopfte einem nach dem andern den Rock oder Wams gleich auf den Rücken aus, und wartete nicht erst bis er ihn ausgezogen hatte. Und das ging so geschwind, dass man’s übersah, ehe man schon selbst damit an der Reihe war. Der junge Drechsler gelangte zur Abendzeit zu jenem Wirtshaus, wo seine Brüder betrogen worden waren. Er legte seinen Ranzen vor sich auf den Tisch und fing an zu erzählen was er alles Merkwürdiges in der Welt gesehen habe. „Ja“, sagte er, „man findet wohl ein Tischchen deck dich, einen Goldesel und dergleichen. Lauter gute Dinge, die ich nicht verachte, aber das ist alles nichts gegen den Schatz, den ich mir erworben habe und mit mir da in meinem Sack führe.“ Der Wirt spitzte die Ohren: „was in aller Welt mag das sein?“, dachte er „der Sack ist wohl mit lauter Edelsteinen angefüllt. Den sollte ich auch noch haben, denn aller guten Dinge sind drei.“ Als Schlafenszeit war, streckte sich der Gast auf die Bank und legte seinen Sack als Kopfkissen unter. Der Wirt, als er meinte der Gast läge in tiefem Schlaf, ging herbei, rückte und zog ganz sachte und vorsichtig an dem Sack, ob er ihn vielleicht wegziehen und einen andern unterlegen könnte. Der Drechsler aber hatte schon lange darauf gewartet, wie nun der Wirt eben einen herzhaften Ruck machen wollte, rief er: „Knüppel, aus dem Sack.“ Alsbald fuhr das Knüppelchen heraus, dem Wirth auf den Leib, behandeltet ihn, dass es krachte. Der Wirt schrie um Erbarmen, aber je lauter er schrie, desto kräftiger schlug der Knüppel ihm den Takt dazu auf dem Rücken, bis er endlich erschöpft zu Boden fiel. Da sprach der Drechsler: „wenn du das Tischchen deck dich und den Goldesel nicht wieder heraus gibst, so soll der Tanz von Neuem angehen.“ „Ach nein“, rief der Wirt ganz kleinlaut, „ich gebe alles gerne wieder heraus, lasst nur den verwünschten Kobold wieder in den Sack kriechen.“ Da sprach der Geselle: „ich will Gnade für Recht ergehen lassen, aber nimm dich in Acht!“ Dann rief er „Knüppel, in den Sack!“ und ließ ihn ruhen.

Der Drechsler zog am andern Morgen mit dem Tischchen deck dich und dem Goldesel heim zu seinem Vater. Der Schneider freute sich als er ihn wieder sah, und fragte auch ihn was er in der Fremde gelernt hätte. „Lieber Vater“, antwortete er, „ich bin ein Drechsler geworden.“ „Ein kunstreiches Handwerk“, sagte der Vater. Was hast du von der Wanderschaft mitgebracht?“ „Ein kostbares Stück, lieber Vater“, antwortete der Sohn. „Einen Knüppel in dem Sack.“ „Was!“ rief der Vater, „einen Knüppel! Das soll die Mühe wert gewesen sein? Den kannst du dir von jedem Baume abhauen.“ „Aber einen solchen nicht, lieber Vater: sage ich „Knüppel, aus dem Sack“, so springt der Knüppel heraus und macht mit dem, der es nicht gut mit mir meint, einen schlimmen Tanz. Und lässt nicht eher nach als bis er auf der Erde liegt und um gut Wetter bittet. Seht ihr, mit diesem Knüppel habe ich das Tischchen deck dich und den Goldesel wieder herbei geschafft, die der diebische Wirt meinen Brüdern abgenommen hatte. Jetzt lasst sie beide rufen und ladet alle Verwandten ein, ich will sie speisen und tränken und will ihnen die Taschen noch mit Gold füllen.“ Der alte Schneider wollte ihm nicht recht trauen, brachte aber doch die Verwandten zusammen. Da deckte der Drechsler ein Tuch in die Stube, führte den Goldesel herein und sagte zu seinem Bruder: „nun, lieber Bruder, sprich mit ihm.“

Der Müller sagte: „Bricklebrit“, und augenblicklich sprangen die Goldstücke auf das Tuch herab, als käme ein Platzregen. Und der Esel hörte nicht eher auf als bis alle so viel hatten, dass sie nicht mehr tragen konnten. Dann holte der Drechsler das Tischchen und sagte: „lieber Bruder, nun sprich mit ihm.“ Und kaum hatte der Schreiner „Tischchen deck dich“ gesagt, so war es gedeckt und mit den schönsten Schüsseln reichlich besetzt. Da wurde eine Mahlzeit gehalten, wie der gute Schneider noch keine in seinem Hause erlebt hatte, und die ganze Verwandtschaft blieb beisammen bis in die Nacht. Und sie waren alle lustig und vergnügt. Der Schneider verschloss Nadel und Zwirn, Elle und Bügeleisen in einen Schrank und lebte mit seinen drei Söhnen in Freude und Herrlichkeit.
Wo ist aber die Ziege hingekommen, die Schuld war, dass der Schneider seine drei Söhne fortjagte? Das will ich dir sagen. Sie schämte sich, dass sie einen kahlen Kopf hatte, lief in eine Fuchshöhle und verkroch sich darin. Als der Fuchs nach Haus kam, funkelten ihm ein paar große Augen aus der Dunkelheit entgegen, dass er erschrak und wieder davon lief. Der Bär begegnete ihm, und da der Fuchs ganz verstört aussah, so sprach er: „was ist mit dir, Bruder Fuchs, was machst du für ein Gesicht?“ „Ach“, antwortete der Rote, „ein grimmig Tier sitzt in meiner Höhle und hat mich mit feurigen Augen angeglotzt.“ „Das wollen wir bald austreiben“, sprach der Bär, ging mit zu der Höhle und schaute hinein; als er aber die feurigen Augen erblickte, ergriff ihn ebenfalls die Furcht. Er wollte mit dem grimmigen Tiere nichts zu tun haben und nahm Reißaus. Die Biene begegnete ihm. Und da sie merkte, dass es ihm in seiner Haut nicht wohl zumute war, sprach sie: „Bär, du machst ja ein gewaltig verdrießlich Gesicht, wo ist deine Lustigkeit geblieben?“ „Du hast gut reden“, antwortete der Bär. „Es sitzt ein grimmiges Tier mit Glotzaugen in dem Hause des Roten und wir können es nicht herausjagen.“ Die Biene sprach: „du tust mir leid, Bär, ich bin ein armes schwaches Geschöpf, das ihr am Wege nicht anguckt, aber ich glaube doch, dass ich euch helfen kann.“ Sie flog in die Fuchshöhle, setzte sich der Ziege auf den glatten geschorenen Kopf und stach sie so gewaltig, dass sie aufsprang, „meh! meh!“ schrie, und wie toll in die Welt hineinlief; und niemand weiß bis heute, wo sie hingelaufen ist.

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© Kati Winter

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